Dr. Clare W. Graves

 

   
 

Leitsätze

„Die Frage ist nicht, wie motiviere ich Menschen, sondern wie bringe ich mein Tun in Bezug zu ihrem natürlichen Motivationsfluss.”

„Die Lösungen von gestern sind die Probleme von heute, die Lösungen von heute die Probleme von morgen.”

„Die Komplexität des Denkens muss die Komplexität des Problems übersteigen.”

„Im Endeffekt wird komplexeres Denken weniger komplexes ausstechen, weil es höhere Freiheitsgrade im Umgang mit den veränderten Umständen erlaubt.”

„Jeder hat das Recht, so zu sein, wie er ist. Lehre Menschen, die Qualität ihrer Arbeit zu erhöhen, indem du ihren Denkweisen gerecht wirst und nicht von dir selbst ausgehst.”

„Menschen sollten sich nicht zu sehr verändern müssen, um ihre Arbeit zu tun. Setze sie gemäß den vorhandenen Stärken ein.”

„Erleichtere Veränderung und gib Unterstützung für die, die Veränderung wählen. Bestrafe die übrigen nicht, für das, was sie sind (und bleiben wollen).”


 
 
 

Clare W. Graves (1914-1986)

Clare W. Graves wurde am 21. Dezember 1914 in New Richmond, Indiana, geboren. Nach seinem Studium an der University of Michigan und am Union College in Schenectady, New York, erhielt er seinen Doktortitel in Psychologie 1945 von der Western Reserve University, Cleveland, Ohio. Nach mehreren Lehraufträgen und einer Tätigkeit als Klinischer Psychologe in einem Rehabilitationszentrum kehrte er 1956 zu seiner Alma Mater, dem Union College, als Psychologieprofessor zurück. Dort lehrte und forschte er 22 Jahre, bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1978.

Während seiner Lehrtätigkeit war Graves sowohl für klinische Einrichtungen als auch für Industrie und Wirtschaft beratend tätig. Zu seinen Kunden zählten u.a. Dresser Industries, Apex Vacuum, ALCOA, GM und New York Bell System. Im Klinischen Bereich betreute er Jugendgerichtshöfe, Sozialämter, Gefängnisse, Rehabilitationszentren, Krankenhäuser, Gesundheitsämter. Die Vielseitigkeit seiner praktischen beruflichen Erfahrung lieferte eine gesunde Basis für seine universitäre Forschungsarbeit zur Persönlichkeitstheorie.

Graves war Mitglied angesehener Verbände wie der American Psychological Association, der American Association of University Professors und der American Association for the Advancement of Science. Seine Forschungen erlangten große Beachtung mit der Veröffentlichung „ The Deterioration of Work Standards“ in der Harvard Business Review 1966.

Der bis dato völlig unbekannte Graves erhielt eine anschließende Nachfrage von immerhin 15.000 Exemplaren. Kritiker, Journalisten und Verleger sprachen von Graves als dem neuen Marshall McLuhan. Die Anekdote erzählt, dass Graves diesen Kontakt zur Harvard Business Review seinem Klempner verdankt, der als eifriger Leser dieser Zeitung, einen Beschwerdebrief an die Redaktion schrieb, wie man einen solch großartigen Mann unbeachtet lassen könnte.

Graves war verheiratet mit Marian Graves, die heute seine Nachlassverwalterin ist. Mit ihr hatte er eine Tochter, Susan, und einen Sohn, Robert.

Bis zu seinem Tod am 3. Januar 1986 in Rexford, New York, arbeitete er an einem Buch, das seine Theorie und die Ergebnisse seiner Forschung zusammenfassen sollte. Der geplante Titel war: „Up the Existential Staircase“. Dieses Buch ist ein unveröffentlichtes Fragment geblieben.

Angaben zu C .W. Graves sind nur sehr spärlich vorhanden. Graves selbst war sehr erstaunt über das Interesse an seiner Theorie. Er hatte sich in ein ruhiges, unauffälliges Universitätsleben zurückgezogen. Union College war kein College, das den Ruf hatte, bemerkenswerte Studenten hervorzubringen.

In Bezug zu seiner Theorie stuft er sich selbst im Dreier System ein:
„Ich wurde in einer sehr strengen Dreier Stufen Welt groß, … und das verlangt, dass man daraus ausbricht. Mein Problem ist das, mit dem die meisten von uns konfrontiert sind – bis zu einem gewissen Grad bin ich geknebelt durch meine eigenen Existenzbedingungen. Wenn ich einmal die Probleme meiner finanziellen Sicherheit gelöst habe und für meine Familie sorgen kann, dann werde ich mich auf einer höheren Stufe bewegen können. Ich wäre gerne auf sechs oder sieben, aber das ist schwer, wenn man mit Unterricht seinen Lebensunterhalt verdient.“
(zit./übers.n. MacLean’s, S.75)

Am Union College wird er als Unikum gesehen: 1967 fährt er einen rostigen 1955 Ford mit 250.000 Meilen auf dem Tacho und beklagt offen den mangelnden Nonkonformismus bei seinen Studenten.

„Lieber nähre ich dieses Image, ... Es macht es mir leichter, in Ruhe gelassen zu werden, um Raum für mein eigenes Denken zu haben.“
(zit.s.o. MacLean’s)

Um einen visuellen und auditiven Eindruck von C.W.Graves zu bekommen, gibt es sowohl Videos als auch restaurierte Tonaufnahmen
www.spiraldynamics.org

 

 
 
 

Einführung in das Gravesmodell

Geschichte und Entwicklung
In den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann C.W.Graves, seine bahnbrechende Theorie zur Entstehung "menschlicher Existenzebenen“, „levels of human existence“, zu begründen.

Graves nahm das Wagnis auf sich, eine ganz entscheidende psychologische Frage zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt zu stellen: Was genau macht einen psychisch gesunden Menschen aus? Dieses Interesse entstand aus seiner Enttäuschung über die Forschungsergebnisse der Psychologie, die mit immer wieder neuen Modellen der menschlichen Entwicklung und Persönlichkeit die Forschungslandschaft „bereicherten“. Auf die Frage seiner Studenten, welche Theorie denn jetzt stimme, konnte er nicht antworten. Daraufhin entschloss er sich, einen neuen Forschungsweg einzuschlagen.

Er ließ seine Studenten in den ersten Wochen ihres Studiums Referate über ihre Ansicht zum psychisch gesunden Menschen schreiben. Unverdorben von den gängigen Theorien setzten sie sich erst einzeln, dann in Gruppen und verschiedenen Übungen mit dem Thema auseinander und wurden von geschulten Beobachtern durch eine Einwegglasscheibe bewertet. Anschließend wurden sie erneut bezüglich ihrer Ansicht zum psychisch gesunden Menschen befragt. Oft ergaben sich durch die wechselseitige Beeinflussung Übergänge in die nächste Stufe. Die Testpersonen begannen, ihre eigene „Wahrheit“ zugunsten der nächsten „Wahrheit“ in Frage zu stellen.

Graves führte in den 60iger Jahren auch Messungen mit einem Tachistoskop durch. Ein Tachistoskop ist ein Apparat, mit dessen Hilfe, die Schnelligkeit des Wiedererkennens bestimmter Begriffe gemessen werden kann. Er operationalisierte die Stufen durch die Wahl bestimmter Begriffe, die aus seiner Sicht typisch waren für die einzelnen Stufen.

Stufe 4: Sicherheit, unterordnen, Ordnung, gehorchen, Sicherheit
Stufe 5: Macht, Handlung, nützlich, praktisch, Risiko
Stufe 6: sozial, anpassen, Mode, zusammen, Team
Stufe 7: Wertschätzung, Sein, ausdrücken, frei, sich ergehen

Die Hypothese war: Wenn die Operationalisierung zutrifft, wird eine Testperson, die einer bestimmten Stufe zugerechnet wird, die betreffenden Begriffe schneller erkennen als die Begriffe anderer Stufen.

Graves arbeitete sehr intensiv an der wissenschaftlichen Absicherung seiner Theorie. Er war aber auch der Auffassung, dass Tests, die eine Aussage darüber machen, auf welcher Stufe ein Mensch sich im Kern befindet, sehr schwierig zu entwickeln sind. Er führte als Gründe an, dass zum einen seine Theorie noch Mängel aufweisen könnte. Zum anderen sah er immer wieder die Gefahr, dass Inhalte des Denkens und Tuns statt Arten des Denkens und Tuns gemessen würden.

Die acht verschiedenen Stufen, wie sie das Modell heute beinhaltet, kristallisierten sich erst nach und nach im Laufe der 22 Forschungsjahre heraus. Er war so geschult, auf das „Wie“ der Äußerungen seiner Studenten zu achten, dass er, wenn eine neue Stufe sich anbahnte, mit sehr viel Aufmerksamkeit und Neugier reagierte. Da Graves die 22 Jahre an einer Universität forschte, verfügte er auch über Langzeitdaten. So konnte er auch die Übergänge von einer Stufe zur anderen bei einer Person beobachten.

Maslow
Graves stand im engen Kontakt und kollegialem Austausch mit A. Maslow. Graves Studien zur Maslowschen Bedürfnispyramide bestätigten diese jedoch nur zum Teil und waren Anlass für Graves, die Unstimmigkeiten weiter zu erforschen. Auf manchen Stufen sind noch gewisse Übereinstimmungen festzustellen: das Sicherheitsbedürfnis bei Maslow passt zur Stufe 1 der körperlichen Befriedigung bei Graves, die sozialen Bedürfnisse bei Maslow sind der Stufe 2 des Clan- und Stammesdenken verwandt, das Bedürfnis der Selbstverwirklichung bei Maslow der Stufe 6 des Teamdenkens. Doch insgesamt geht Graves über Maslow hinaus, darin dass sein Modell zu jeder Stufe ein in sich geschlossenes Wertessystem abbildet, von denen Bedürfnisse nur ein Teil sind.

Ergebnis
Im Laufe seiner weiteren Forschungen ergab sich eine Einteilung in acht aufeinander aufbauende Wertesysteme, das jedes in sich eine eigene Welt darstellt. Jedes System hat seine typischen Konflikte und Lösungsmechanismen, seine Vorlieben, seine Schattenseiten. Zentrale Themen wie „Glück“, „Macht“, „gesellschaftliche Konzepte“, „Lernstrategien“, „Entscheidungsarten“, „ Erfolg“, „ Familie“, „ Religion“ fallen je nach Zugehörigkeit zu einem System inhaltlich unterschiedlich aus. Der Schwerpunkt liegt mehr auf dem „Wie“(Form) jemand handelt und spricht, als auf dem „Was“(Inhalt) er gerade tut.

„In jeder Stufe der menschlichen Existenz ist der erwachsene Mensch auf der Suche nach dem heiligen Gral, der Art, wie er zu leben, wünscht. Auf der ersten Stufe sucht er nach automatischer körperlicher Befriedigung (1). Auf der zweiten Stufe sucht er eine sichere Art zu leben (2), und dies ist gefolgt, als nächstes, von der Suche nach Heldentum, Macht und Ruhm (3), einer Suche nach höchstem Frieden (4), einer Suche nach materieller Zufriedenheit (5), einer Suche nach liebevollen Beziehungen (6), einer Suche nach Selbstachtung (7) und einer Suche nach Frieden in einer unverständlichen Welt (8). Und wenn er merkt, dass er diesen Frieden nicht findet, wird er sich auf die Suche der neunten Stufe machen.”
(C.W. Graves, übers. www.clarewgraves.com)

Im Grunde räumte Graves mit der Illusion der 60iger und 70iger Jahre auf, es gäbe eine glückliche Utopie, in der alle Menschen einander verstehen, für alle genug da ist und Menschen in Eintracht leben. Jede Stufe der menschlichen Existenz hat ihre eigenen Herausforderungen, es gibt keinen Stillstand. Graves’ Theorie zeichnet ein Bild des Menschen, der in einer gewissen Grundspannung lebt und versucht, diese zu lösen, indem er sich immer wieder auf verschiedenen Ebenen mit seinem Sein auseinandersetzt. Allerdings konnte Graves mit seiner Theorie vorhersagen, dass die Menschheit sich auf einen gewaltigen Entwicklungssprung, „ a momentous leap“, vorbereitet, gestützt durch das Auftauchen der Stufen 7 und 8. In gewisser Weise sind wir 25-30 Jahre später an einem solchen Punkt und versuchen, die Herausforderungen unserer Zeit global und friedvoll zu lösen.

 

 
 

Graves-Systeme

 
     
  Gesamtüberblick der Stufen und Übergänge
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Literaturangaben

Literatur von C. W. Graves:

Graves, C. W., (1966), “The Deterioration of Work Standards”, in: Harvard Business Review, Vol.44, No.5, S.117-126

Graves, C. W., (1970) et al., “The Congruent Management Strategy “, unveröffentlicht, s.Website unten.

Graves, C. W., (1974), “Human Nature Prepares for a Momentous Leap”, in: The Futurist Magazine, April, S. 72-87.

Graves, Clare W. (2002), Levels of Human Existence, ECLET Publishing, Santa Barbara.

Graves, Clare W. (2005), The Never Ending Quest, ECLET Publishing, Santa Barbara.

Weitere Artikel finden sich unter www.clarewgraves.com

 

Literatur über C. W. Graves:

Steed, Nicholas, (1967), Dr. Clare W. Graves’ “…Theory That Explains Everything”, in: Maclean’s, October, S.24-25, S.72-75.

Beck, Don Edward, Cowan, Christopher C., (1996), Spiral Dynamics: Mastering Values, Leadership and Change, Blackwell Publishers, London, Cambridge.

Todorovic, Natasha, Dr., Cowan, C. Christopher, (1998), “NLP Presuppositions Require Grave Consideration”, NVC Consulting, P.O.Box 42212, Santa Barbara, CA.

Cowan, C. Christopher, Todorovic, Natasha, (2000), “Spiral Dynamics, The Layers of Human Values in Strategy”, in: Strategy & Leadership, 28, 1, S. 4-11.

Feustel, Bert, (2002), „Das Graves Values System (GVS)“, in: Multimind, 3, S. 20-23.

Graves-Modell als Beitrag zur SalutogeneseGrannemann, Ulrich,
Kopp, Susanne,
Das Graves-Modell als Beitrag zur Salutogenese, in:
Maximilian Rieländer, Julia Scharnhorst (Hrsg.),
Psychologische Berufsfelder zur Förderung von Gesundheit – Neue Chancen entdecken,
Deutscher Psychologen Verlag GmbH, Bonn, 2005, S. 71-83.

 

 

Internet:
www.graves-systeme.de
www.clarewgraves.com
www.spiraldynamics.org

 

 
 
 

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